...ist gewissermaßen farbenfroh
...gehört zu den hübschesten Dörfern Frankreichs
...beherbergte einst einen Nobelpreisträger, der hier Inspiration für sein wichtigstes Werk fand
Die Provence ist wahrlich nicht arm an gelb-roten Ockertönen, es gibt jedoch zwei Orte im Luberon, die geradezu inflationär mit der Farbe des Südens gesegnet sind: Der eine heißt: Roussillon, knapp zehn Kilometer östlich von Gordes. Zu dem zweiten kommen wir später.
Alles hier in Roussillon ist gelb, gelb-beige, braun-gelb, gelb-rot und auch tiefrot. Das Dörfchen selbst ist zwar nicht gerade unscheinbar, sondern vielmehr typisch für die Region rund um den Luberon: Es schmiegt sich mit seinen roten Schindeln auf einen sanft geschwungenen Hügel umgeben von Kiefernwäldern, Weinbergen und Obstplantagen. Man könnte sagen: idyllisch.
Einen recht prominenten Bewohner hatte Roussillon im vergangenen Jahrhundert zu Gast. Literatur-Nobelpreisträger Samuel Beckett flüchtete 1943 aus Paris vor den Schergen der Gestapo gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Suzanne Dumesnil ins unbesetzte Vichy-Frankreich und fand in Roussillon Obdach. Laut einigen – angeblichen amtlichen – Dokumenten nächtigte das Paar am 6. Oktober 1942 im Hotel de la Poste – fand aber alsbald unweit des Dorfes eine neue Bleibe und vor allem: es blieb fast bis Kriegsende. Beckett wurde durch vieles an diesem Ort inspiriert und wohl auch zu seinem wichtigsten Werk: „Warten auf Godot“. Roussillon jedenfalls verewigte er, indem er im zweiten Akt die beiden Protagonisten, die vermeintlichen Landstreicher Wladimir und Estragon darüber streiten ließ, welche Orte sie auf ihrer Reise passiert hätten. Wladimir besteht schließlich darauf, unbedingt in Roussillon gewesen zu sein und bekräftigt dies mit folgendem Satz: „Da leuchtet doch alles so rot.“. Einen besseren Beweis kann es kaum geben.
Es existieren indes viele Interpretationen über Becketts Werk „Warten auf Godot“ (mancher Gymnasiast hat sich damit herumgeschlagen). Zuletzt machte eine interessante neue Variante eines französischen Literaten die Runde: Der geheimnisvolle Godot arbeitete nämlich schlicht als Schleuser für die Resistance; und Wladimir und Estragon waren keineswegs Landstreicher, sondern Juden auf der Flucht vor den erbarmungslosen Nazis. Eine nahe liegende Vermutung – und gewiss nicht absurd.
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